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Erfahrung mit Sauerstoffflaschen als Backup?

Verfasst: Mi Apr 24, 2019 4:58 pm
von Horst
Hallo, ich habe hier im Forum noch nichts dazu gefunden, wüsste aber gern über Erfahrungen mit Sauerstoffflaschen als Sicherheitsreserve. Was ist, wenn mein Vetter (um den ich mich kümmere) mit dem mobilen Konzentrator unterwegs ist und der - aus welchem Grunde auch immer - ausfällt? Mein Vorschlag wäre, eine oder zwei Sauerstoffflaschen immer im Auto zu haben. Die halten sicher nicht so lange wie Flüssigsauerstoff, aber könnten doch wohl über die Runden helfen. Und wenn, ist es realistisch, damit auf Reisen zu gehen? Wird man genug Stellen finden, um die Flaschen im Bedarfsfall zu tauschen? Könnte zur Not so eine Flasche auch im Krankenhaus gefüllt werden? Übernachtung mit Mobilkonzentrator ist ja auch nicht so gut, wegen Atemsteuerung usw. Ist es realistisch, für die Nacht einfach eine Flasche zu nehmen? Was es kostet, ist nicht so entscheidend, mein Verwandter ist bereit, es zu zahlen.
Grüße von Horst

Re: Erfahrung mit Sauerstoffflaschen als Backup?

Verfasst: Do Mai 02, 2019 2:10 am
von hannomach
Hallo Horst,
also ich kenne 4 Sorten Sauerstoff,
-stationärer Konzi, pumpt bis zu 5 Liter pro Minute und verbraucht rund 350 Watt - bis zum Stromausfall
-mobiler Konzi mit kleinem Akku - hält bei äquiv. 3 Liter mit Atmungssteuerung ca. 3 Stunden - ich hoffe derzeit auf zusätzlichen grossen Akku von der Kasse Bei Versorgung mit Netzteil (Steckdose oder Auto) läuft die Kiste auch schon mal 12 Stunden. Da müsste man aber mal den Hersteller fragen. Eigentlich ist Dauerbetrieb nicht vorgesehen, oder?
-flüssiger Sauerstoff in der ThermoFlasche, zum schnellen nachfüllen - das hatten die in der Rehaklinik in Heiligendamm. Die Flasche (5Kilogramm) halt 2-3 Tage (wegen Abdampfung) und einige Stunden bei 2 Liter pro Minute (kann mich leider nicht mehr genau erinnern, glaube es waren so 5-6 Stunden?)
-flüssiger Sauerstoff mit Flaschenwechsel (wie beim Autogen-Schweisser) Die Dinger halten ca. 3 Stunden bei 2 Liter. (Auch so 5Kilo)

Bei mir war es mal so, dass ich unterwegs war und als ich nach hause kam war der Akku von meinem mobilen Gerät fast leer. Dann kam ein Stromausfall. Der stationäre Konzi war also aus dem Rennen. Ich dachte daran "schnell" ins Auto zu gehen weil ich ja noch ca. 30 Minuten auf dem Akku hatte. Schuhe und Hose wieder anziehen und ... da meinte meine Freundin (völlig zu Recht), dass der Fahrstuhl nicht geht. (Wir wohnen im 5. Stock.) Dann habe ich mich ruhig hingesetzt, mein Notfallspray genommen, meine Beruhigungstabletten genommen und mein Pulsoxymeter angestarrt. Als der Akku alle war und ich bei 93%o²war (Tendenz fallend) habe ich dann die Feuerwehr gerufen. Die haben mich ins Krankenhaus mitgenommen (+Netzteil und Ladegerät). Im Krankenhaus haben die meinen Akku geladen und mir während dessen Sauerstoff aus einer Sauerstoffflasche gegeben. Der Strom war dann zwischenzeitlich wieder da und ich konnte mit 2/3 vollem Akku nach Hause. Seitdem überlege ich mir eine Autobatterie anzuschaffen die immer :evil: geladen ist...

Meine Meinung: (Flüssiger) Sauerstoff (zum verreisen) geht nicht, nur als ganz kleine Sicherheitsmassnahme vielleicht im Kofferraum des Autos 2-4 (Schweisser)Flaschen. Nutzt aber nur so lange das Auto "ganz nah" ist.
Elektrisch wäre möglich - jetzt müsstest Du konkreter werden. Wenn er Urlaub im Hotel/Ferienhaus macht geht das wohl mit stationärem Konzentrator und mobilem Gerät. Ich denke aber dass er eine Reisebegleitung (wenn er spazieren geht udergl.) haben sollte, die auch im Notfall noch etwas schweres tragen kann und ihm mit dem stationären Konzentrator hilft.
Schlafen mit mobilem Gerät habe ich noch nicht probiert / ist mir auch nicht aus Versehen passiert, weil ich das mobile Gerät immer am kurzen Schlauch hatte. (Thema Lärm) Du kannst das ja mal testen: Das Gerät piepst und blinkt doch und geht dann aus wenn der Atem zu schwach ist, oder?
Wenn ich mit dem mobilen Gerät rausgehe habe ich immer: Notfallspray, Notfalltabletten, Handy und etwas "Kleingeld" (für Taxi oder Krankentransporter) in der Tasche. In der letzten Zeit auch gern mal das Netzteil. Bei Augenarzt, Ohrenarzt und Lungenarzt habe ich Strom bekommen.
Im Taxi hab' ich noch nicht gefragt.
Was denkst Du? Also ich trau mich nicht sauerstoffabhängig zu verreisen. Ist alles so ein grosser Aufwand. Wäre schön, wenn Dein Vetter es schafft!
Beste Grüsse,
Guido

Re: Erfahrung mit Sauerstoffflaschen als Backup?

Verfasst: Fr Mai 10, 2019 12:26 am
von Horst
Vielen Dank, Guido, und entschuldige bitte meine späte Antwort. Also, mein Vetter und seine Gefährtin wollen per Wohnmobil reisen. Strom für den Mobilkonzentrator ist durch einen zweiten Akku im Womo genug vorhanden, auf Campingplätzen hat man auch 230-V-Anschluss. Aber sein stationärer Konzentrator (Philips everflo) ist trotz Kompaktheit und nur 15kg kaum geeignet wegen des Geräuschs, im Womo hat er ja kein Extrazimmer, und einpacken geht ja auch nicht. Deswegen die Idee mit den Flaschen. Eine 5-l-Flasche (gasförmig)könnte wohl 2 Nächte reichen; die könnte auch als Notfallhilfe im Alltag dienen, wenn mal der Strom ausfällt. Dann wäre nur die Frage, wo man die Flasche unterwegs füllen lassen oder tauschen kann. Bei Oxycare waren die wohl sehr nett, aber eine passende Auskunft konnten die nicht geben, denn die meisten Stützpunkte haben offenbar keine Ladengeschäfte, wo man einfach so hinfahren könnte. Es gab mal eine allgemeine Landkarte mit Sauerstofftankstellen, die wurde aber "aus Datenschutzgründen" (wofür ich nun überhaupt kein Verständnis habe) aus dem Netz genommen. Wir suchen jetzt weiter.
Noch mal Lob und Dank an Dich, dass Du in diesem etwas zähen Forum so engagiert und fleißig bist!
Grüße von Horst

Re: Erfahrung mit Sauerstoffflaschen als Backup?

Verfasst: Fr Mai 10, 2019 2:52 pm
von Horst
So, ich bin schon wieder da.
Reisen mit Sauerstoffflaschen, so wie ich es mir vorgestellt habe, heute hier, morgen da, zwischendurch mal eben zur Niederlassung eines Sauerstofflieferanten und die Flasche tauschen - unmöglich. Man kann aber lange Zeit damit zubringen, das überhaupt rauszufinden. Ein Betreuer/ Vertreter einer Lieferfirma sagte es ganz deutlich, der verstand auch sofort, worum es geht. Er schlug vor, das Mobilgerät (Inogen One 3) zu checken, ob man damit übernachten kann (natürlich mit Netzgerät). Er ist von dem Gerät sehr überzeugt. Offenbar funktioniert die Atemsteuerung bei manchen Leuten auch in Schlaf. Außerdem sendet das Gerät auch bei nicht messbarem Einatmen alle 4 Sekunden eine Dosis, so wurde es erklärt.
Eine 2l-Flasche zur Sicherheit wäre dann natürlich sehr vernünftig.
Ganz blöd ist, dass (soweit wir herausbekommen haben) jeder O2-Lieferant sein eigenes Süppchen kocht. Man kann also nicht einfach seine Flasche bei irgendeinem Lieferanten tauschen, die meisten bestehen auf ihren eigenen Flaschen und tauschen keine fremden. 5l-Flaschen sind angeblich kaum gebräuchlich, obwohl sie gefüllt nur 9kg wiegen. Die würden aber bei geringer Dosis (1l / min) locker 2 Nächte halten, also genug für einen 3-Tage-Trip.
Hat jemand andere oder bessere Informationen?
Guido, dein Problem mit dem Stromausfall muss ja dramatisch gewesen sein. Autoakku in der Wohnung, warum nicht? Akku plus Ladegerät wird nicht viel mehr als 100 Euro kosten. Oder eben eine 1- oder 2l-Flasche mit Druckminderer (deutlich unter 200 Euro). Müsste eigentlich die Krankenkasse bezahlen.
Grüße von Horst

Re: Erfahrung mit Sauerstoffflaschen als Backup?

Verfasst: Fr Mai 10, 2019 10:31 pm
von hannomach
Hallo Horst
und danke für die warmen Worte!
Ich freue mich umgekehrt, dass derzeit so viele mitmachen und es so lebhaft zugeht im Forum. Schön, dass Du auch die technischen Dinge mal angehst!
Die Sauerstofflandkarte habe ich gefunden, aber demnach muss man ja nach Österreich oder in die Schweiz:
https://www.google.com/maps/d/viewer?hl ... 999998&z=6
Für die Sauerstoffflasche (o.k. gut zu wissen, dass sie ein Wohnmobil haben) gibt es ja auch das 10 Liter Modell. Das coole daran ist, (ich rechnete 2000Liter durch 2Liter pro 1Minute durch 60Minuten pro 1Stunde = 16,7 Stunden) dass er dann zwei Nächte mit einer (grossen) Flasche auskommen könnte, evtl. drei bis vier wenn er auf 1Liter pro Minute runter gehen kann. Es gibt sogar auch Sparsysteme dafür und die sprechen vom Sparfaktor 7:1. Das Problem ist aber, das die sich mitunter nur an "gewerbliche" richten. Man müsste also noch einen oder mehrere Zwischenhändler finden, aber anrufen oder chatten kannst Du bestimmt mal mit denen, wer den Endvertrieb macht:
https://www.praxisdienst.de/Notfall/Bea ... Liter.html
Ob man diese 10 Liter Flasche in einem Wohnmobil unterbringen kann weiss ich nicht. Ich habe so ein Mobil nie benutzt, war niemals zelten oder so. Es zählt doch da jeder zentimeter bei der Unterbringung der Sachen, die man mitnimmt, oder?
Solche grossen Flaschen werden nebenbei gesagt immer in Krankentransportfahrzeugen verwendet. Sollte also 08/15 sein.
Ja, mit dem mobilen Sauerstoffkonzentrator zu schlafen könnte funktionieren. Also bei meinem Gerät (Innogen One G3 :-) ist es auch so, dass es automatisch pumpt, wenn ich nicht daran atme.
Was mich betrifft: Ich habe jetzt auch einen zusätzlichen grossen Akku (von der Kasse bezahlt) bekommen. Nun habe ich den kleinen Akku als Sicherheitsreserve. Aber vom Strom bin ich weiter abhängig ...
Beste Grüsse,
Guido

Re: Erfahrung mit Sauerstoffflaschen als Backup?

Verfasst: Di Mai 21, 2019 9:38 pm
von Horst
Also, so schnell geben wir nicht auf. Ich habe bei der Firma Linde angerufen, da sagte man mir, das habe es mal gegeben, dass man Sauerstoffdruckflaschen in den Niederlassungen tauschen konnte, aber warum das heute nicht mehr geht, wusste die gute Dame auch nicht, wahrscheinlich waren die Patienten zu unzuverlässig oder sonst was, meinte sie. Es ist wohl auch ein Problem, dass man als COPDler nicht als Kunde angesehen wird, sondern als Patient, und als Patient ist man dem Arzt und der Krankenkasse unterworfen. Da meinte ein Kunden/Patientenberater, es sei fraglich, ob man überhaupt O2-Flaschen im Auto transportieren darf. Der hat also überhaupt keine Ahnung. Natürlich darf man das. Im Wohnmobil haben die Leute normalerweise 5-10-L-Propangasflaschen. Da könnte man einfach auf Propanflaschengas verzichten und stattdessen O2-Flaschen mitnehmen. Kochen kann dann der gesunde Partner draußen per Kartuschenkocher.
Ich habe noch herausgefunden aufgrund einer Webseite: Im Raum Detmold gibt es ein Sanitätshaus mit mehreren Filialen, die O2-Flaschentausch anbieten, auch Fremdflaschen, wenn sie denn genormt und getüvt sind. Das hilft den meisten COPDlern wenig, wenn sie nicht gerade in der Region campen wollen, aber es zeigt: Es ist möglich. Nur: Die großen Anbieter wollen es nicht. Sie wollen, dass COPDler in Hotels übernachten, wo sie mit Flüssigsauerstoff versorgt werden. Oder einfach ganz zu Hause bleiben. Aber wir lassen nicht locker, der Test mit dem Inogen Mobilgerät über Nacht wird demnächst durchgeführt.
Grüße von Horst